Morgens (zwar nicht ganz müde wie
letztens und nicht so gestresst wie
neulich), in den Fahrstuhl, um entspannt in den vierten Stock zu fahren. Die Tür will sich gerade schließen, ich drehe mich um, damit ich Frisur und den Rest begutachten und eventuell korrigieren kann, als noch ein Kollege zusteigen will. Der junge Mann balanciert in der einen Hand zwei Croissants und einen Pappbecher mit Kakao und in der anderen eine weitere Tasse Schoko-Heiß-Getränk. Ich überlege, wie er es damit geschafft hat, auf den Aufzugsknopf zu drücken. Er nickt mir zu, dreht sich um und versucht balancierender weise, dem Lift sein Wunsch-Stockwerk per Tastendruck zu verdeutlichen. Der Kerl möchte auf die "3" drücken, merkt, dass ihm der Kakao (der in der Hand ohne Croissants) zu entgeleiten droht, will hastig seine Getränke wieder auf Kurs bringen und kippt mir den größten Teil des Kabas (der in der Hand mit Croissants) über. Riecht plötzlich richtig lecker im Aufzug. Schokoladig. Ich übrigens auch. Schokomilch tropft mir von der Jeans, läuft mir in die Schuhe und fabriziert ein pollockeskes Muster auf meinem weißen! Shirt. Wir schauen uns an. Ich mit einem resignierten Grinsen, er mit panischem Blick, der sofort zur Lifttür huscht, in der Hoffnung, sie würde sich genau jetzt wieder öffnen, damit er mit seinem Restkakao flüchten kann. Tut sie natürlich nicht. Er hat die "3" ja nicht drücken können. Ich aber meine "4". Er sagt nichts, guckt nur an mir und meinem persönlichen Kakao-Wasserfall herunter und wieder zur Tür. Endlich geht die Tür auf, er dreht sich um und will flüchten. Bis sein Blick auf die unübersehbare "4" im Gang fällt. Er dreht sich wieder um, ich will an ihm vorbei zum Aussteigen. Plötzlich scheint sein zivilisierter Verstand wieder Oberhand über den reinen Überlebensinstik zu erhalten. Kurz bevor ich aus dem Aufzug steige, fragt er mich "Wie kann ich Sie denn erreichen?". Ich:"Mit Kakao...(Kurzes Zögern) Ist schon okay." Er nickt erleichtert, ich steige entgültig aus, er startet einen erneuten Versuch sein Stockwerk zu erreichen und wirft dabei beide Kakao-Becher samt einem Croissant auf den Boden. Meine Haltung hat sich damit erledigt und ich fange hemmungslos an zu lachen. Scheinbar hatte er es vor dem total Zusammenbruch noch geschafft die "3" zu drücken, jedenfalls geht die Tür zu. Es ist schon etwas unfair, dass heute scheinbar
sein Tag ist und er mich da unbedingt mit hineinziehen muss. Dafür duften Aufzug und ich nun köstlich nach Schoki.