Sonntag, 28. August 2005

Friede den Hütten - Krieg den Palästen

DAS alternative Kultfestival der ansonsten so snobbistischen Kurmetropole Wiesbaden: Folklore im Garten. Immer am letzten Augustwochenende treffen sich Hippies und solche die es werden wollen auf dem Freudenberg, um bei Musik, Tofu-Currywurst und Bier zu feiern. Drei Tage lang. Jede Menge Stände an denen Batik-Klamotten, Wasserpfeifen und kulinarische Köstlichenkeiten von Afrika bis Zypern feilgeboten werden.
Hier habe ich schon mit Freundeskreis, Fettes Brot und anderen Größen gerockt. Folklore war immer einen Besuch wert! Dieses Jahr war aber mein Letzter. Sieben Euro Eintritt - für einen Tag. Als ich noch jung war, hat es genau 700 Cent weniger gekostet. Nachdem fast ein Stundenlohn draufgegangen ist, legt man das Portmonaie am besten gar nicht mehr aus der Hand. Satte drei Münzen der Gemeinschaftswährung für ein Bier - plus Pfand. Hallo? Sind alle Hippies unter die Broker gegangen? Beim Crepe-Stand wirds dann ganz abenteurlich: Hier sollen als Rückgabegarantie zwei Euro für ein Gedeck hinterlegt werden. Ich brauche weder Besteck, noch Kristallgläser oder Meissnerporzellan für meinen französischen Pfannenkuchen. Scheinar hat sich das einst so alternativ-rebellische Festival zuviel von der deutschen Politik abgeschaut. Alles kostet mehr und dafür wird auch noch alles wegrationalisiert. Der chillige Strand mit einladenden Liegestühlen gehört ebenso der Vergangenheit an, wie das Zelt unter dem die vergangenen Jahre die Musikgrößen für Stimmung sorgten. Die Surf-Lounge drückte um Punkt 0 Uhr auf dem Ausschalter. Wo ich früher die ganze Nacht zu Ragga-Beats getanzt habe, konnte ich dieses Jahr meinen Körper gerade ne knappe halbe Stunde zum Rhytmus bewegen. Was ist bloß los mit der Gegenbewegung zur Wiesbadener Dekadenz? Am Bierstand fand sich dann doch noch ein junger Mann, der nicht ganz vergessen hatte, für was Folklore einst gestanden hat:
"Habt Ihr hier auch Cola?"
"Ey, so´n Komerzscheiß verkaufen wir hier nicht!"

Ein irritierter Blick auf das grüne Logo des Zapfwagens. Ist Beck´s keine Marke? Stehen die für Fairtrade oder so was? Nun ja. Man sollte von den Nachfolgern der Blumenkinder nicht allzuviel Differenzierungspotenzial verlangen...
Wo früher Stände des Tierschutzvereins und anderen Weltverbesserern Flyer verteilten machen sich heute Naspa-Mitarbeiter breit, die für ihre Altersvorsorge werben.
Anstatt afrikanischen Köstlichkeiten gibt es heute gleich drei Dönerbuden.
Nächstes Jahr kann ich mir den Weg auf den Freudenberg sparen: in der City der Landeshauptstatt finde ich dasselbe - jeden Tag.

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